Zyklusbewusst leben als hochsensible Mama

Zyklusbewusst leben als hochsensible Mama

Hochsensibel. Mutterschaft. Menstruation.

Wer weiss, wovon ich rede, weiss auch, es kann einer Totalkollision ähneln. Es ist ein Zusammentreffen von Gefühlen, Bedürfnissen, Reizen, welche in einer Vollkatastrophe enden können. Und das, Monat für Monat für Monat.

Kein Wunder, dass Du deine Periode verteufelst, es ist ja auch wirklich nicht auszuhalten an eben diesen paar besagten Tagen im Monat. Wenn Du dann noch Schmerzen hast während deiner Blutung, oder PMS (ich mein dann reden wir nicht von ein paar Tagen, sondern von vielleicht zwei Wochen). Also die Hälfte des Monats. Die Hälfte von einem Jahr. Eine grosse Zeitspanne in deinem Leben. Nervt uns das? Ja scho! Wollen wir das einfach so hinnehmen? Nein, wollen wir nicht!!! Können wir daran etwas ändern? Nein können wir…. Ähm, Moment ämal!

Doch können wir!

Lass mich Dir erzählen wie. Aber ich muss es aufteilen.

  1. Hochsensibilität
  2. Hochsensible Mutterschaft
  3. Der weibliche Zyklus
  4. Die Königsdisziplin: alles vereinen

Spoiler: Ich bin hochsensibel und nöd nur bizli. Ich bin sehr stark hochsensibel, mit fast allen Anteilen, welche eine Hochsensibilität ausmachen. Ich bin Mama, von zwei Jungs. Aktuell 2 und 4 Jahre alt.

Ich menstruiere und ich liebe es! Ich lebe zyklusbewusst und Achtung, meine Lieblingsphase ist der Winter, also die Menstruation.

As you see, ich weiss, wovon ich spreche. Also legen wir los:

 

1 Hochsensibilität

In unserem Alltag sind wir konstant Reizen ausgesetzt. Sowohl von aussen als auch von innen. In der Gesellschaft wird noch häufig angenommen, dass Hochsensible einfach nicht so belastbar sind, weniger leisten können und schneller von Reizen überlastet sind.

Die Wahrheit ist aber: sie nehmen MEHR wahr!

Verantwortlich dafür sind die Neurotransmitter. Das sind Botenstoffe in unserem Gehirn, sie dienen als Überträger eines Nervenimpulses. Oder grobgesagt, eines Reizes. Hochsensible verfügen über deutlich mehr Neurotransmitter als nicht hochsensible Menschen und haben dadurch ein viel empfindlicheres, oder auch genaueres, Nervensystem. Es gehen also viel weniger Reize «verloren». Gerne wird es auch mit dem Netz erklärt, in denen die Löcher dieses Netzes einfach grösser sind. Es kommen also viel mehr Reize ungefiltert ins System.

Hinzu kommt noch, dass diese Reize ausführlicher und tiefer verarbeitet werden.

Circa 15-20 % der Menschen sind hochsensibel. Jedoch sind wir nicht einfach hochsensibel oder nicht. Man kann verschieden stark hochsensibel sein und auch in verschiedene Richtungen ausgeprägt.

Es wird unterteilt in sensorisch, emotional und kognitiv sensibel:

  • Sensorisch sensible Menschen reagieren stark auf Geräusche, Licht, Farben und/oder Geschmäcker.
  • Emotional sensible Menschen sind besonders feinfühlig auf zwischenmenschlicher Ebene. Sie sind sehr mitfühlend und emphatisch, meist sehr gute Zuhörer und können die Stimmung oder Energie ihres oder ihrer Gegenüber meist schon beim blossen Betreten des Raumes wahrnehmen.
  • Kognitiv sensible Menschen haben ein starkes Gefühl für Logik, Richtig oder Falsch, sowie für Gerechtigkeit. Wenn jemand ungerecht behandelt wird, ist dies kaum auszuhalten.

Hochsensible Mutterschaft und Menstruationszyklus

2 Hochsensible Mutterschaft

Mit der Schwangerschaft und spätestens ab der Geburt unseres Kindes, ändert sich das Leben schlagartig. Da ist ein kleiner Mensch, der komplett von uns abhängig ist und von einem Tag auf den anderen unser Leben bestimmt. Das kann wunderschön, aber auch belastend und herausfordernd sein. Und für Hochsensible einfach nochmal ein Stück mehr.

Weil wir einfach ALLES fühlen!!! Wir sind also plötzlich nicht mehr nur unseren Reizen und Bedürfnissen ausgesetzt, sondern auch denjenigen unseres Babys. Und es kann sein, dass sich diese anfühlen, als wären es unsere eigenen.

Das kann ein unglaublich grosser Vorteil sein, da wir dadurch so gut auf die Bedürfnisse unseres Kindes eingehen können. Es ist aber auch einfach unfassbar viel. Hinzu kommen der wenige Schlaf, der ständige Körperkontakt und die eigenen Gefühle.

Im Laufe der Mutterschaft verändern sich natürlich die Begebenheiten. Der Schlaf wird vielleicht wieder mehr, aber die Unordnung im Haus wird grösser. Was ebenso schwierig zu handeln ist für Hochsensible, weil Chaos im Aussen auch Chaos im Innen bedeuten kann.

Wenn das Kind dann in die Spielgruppe, Chindsgi oder Schule geht, gibt uns das zwar mehr Freiraum und Zeit für uns. Aber dadurch auch mehr Raum für Sorgen und Gedankenkarussel. Hinzu kommen mehr Bezugspersonen, mehr Situationen, in denen wir gemeinsam mit unseren Kindern Reizen ausgesetzt sind.  

 

3 Der weibliche Zyklus

Wie Du vielleicht schon weisst, wird der weibliche Zyklus in 2 bzw. 4 Phasen eingeteilt.

  1. Zyklusphase: Winter/Menstruation und Frühling/Follikelphase
  2. Zyklusphase: Sommer/Eisprungphase und Herbst/Lutealphase.

Jede Phase hat ihre Besonderheiten und Herausforderungen: Im Frühling erwachen unsere Lebensgeister. Wir sind wieder lieber unter Menschen. Den Höhenpunkt erreicht dies im Sommer, unserer absoluten Hochphase, danach geht’s in den Herbst. Wir ziehen uns wieder mehr zurück, nehmen alles etwas ruhiger. Bevor wir uns dann im Winter in den Rückzug begeben und loslassen.

Wie Du vielleicht schon in diesem Blog gelesen hast, kannst Du deinen Körper wunderbar natürlich unterstützen innerhalb deines Zyklus. Ein zyklischer Alltag allein kann schon viel bewirken, also dass Du deine aktiven und deine ruhigen Zeiten deinen Zyklusphasen, wie oben beschrieben, anpasst.

Darüber hinaus kannst Du Dich mit zyklischer Ernährung befassen, in Erfahrung bringen, was Dir in der jeweiligen Zyklusphase gut tut und was eher weniger.  Ausserdem gibt es auch noch sogenannte «Hormonstörer», welche deinen Zyklus und deine Hormone ganz schön durcheinander bringen können. Das würde jetzt hier aber den Rahmen sprengen.  Wenn Du gerne tiefer in das Thema einsteigen möchtest, kann ich Dir das Buch «Zyklus im Glück» von Jessica Roch sehr ans Herz legen. Oder Du buchst ein Zykluscoaching oder -workshop.

Nur noch eins vorweg: Ein leichtes Ziehen im Unterleib vor und während der Menstruation ist ganz normal, jedoch Schmerzen macht ein gesunder Zyklus NICHT!

Mutterschaft und Hochsensibilität und Periode

4 Die Königsdisziplin: alles vereinen

Ich möchte Dir nun erzählen, wie Du die verschiedenen Zyklusphasen als hochsensible Mutter für Dich und deine Kinder nutzen kannst.

Follikelphase/Frühling

Es ist die Zeit, in der wir wieder aktiver werden können, auch mit unseren Kindern. Ich lege Dir grundsätzlich sehr ans Herz, euren gesamten Familienalltag Hochsensibel gerecht zu gestalten. Vielleicht magst Du ein Playdate mit einer guten Freundin und ihren Kids abmachen. Aber vielleicht lieber bei Dir oder ihr zuhause und nicht auf dem Spielplatz. Achte darauf, nicht erst kurz vor dem Znacht nach Hause zu gehen, sondern lieber schon eine Stunde vorher. Damit deine Kinder noch runterkommen können. Vielleicht kann dein Partner/deine Partnerin zuhause die Kids übernehmen und du gehst noch eine Runde spazieren.

Eisprungphase/Sommer

In der Eisprungphase mache ich die Dinge, die ich sonst nie mache. Nämlich auf den Spielplatz gehen oder ins Freibad. Es liegt drin, morgens auf den Märt zu gehen und auch für den Nachmittag nochmals eine soziale Aktivität einzuplanen. Im Frühling, wie auch im Sommer, kannst Du gut Aktivitäten am Abend für Dich alleine einplanen. Wenn Du aber am nächsten Tag wieder mit den Kindern aufstehst, rate ich Dir, trotzdem genug Schlaf einzuplanen. Du kannst ja, wenn Du nach Hause kommst, wahrscheinlich nicht gleich ins Bett und die Augen fallen zu, gell? Super, um das Nervensystem während dem Schlaf runter zu regulieren, sind übrigens Gewichtsdecken.

Lutealphase/Herbst

Wir sind dann mal im Wald. Der Wald ist ein absoluter Kraftort, ein Ort um runterzukommen und aufzutanken. Für Dich und deine Kinder. Du kannst durchatmen und deine Kinder haben so viel zu entdecken.

Es wird alles etwas kuscheliger, Büechli lesen, basteln. Ein Date am Abend plane ich nur noch mit sehr ausgewählten Personen ein, von denen ich weiss, dass sie mir absolut KEINE Energie ziehen.

Menstruation/Winter

Der Winter steht für den Rückzug.

Rückzug, Ruhe, Kinder… hmmm, das kann ziemlich herausfordernd sein und vielleicht auch mal so gar nicht zusammenpassen. So unterschiedlich wie wir Erwachsenen sind auch unsere Kinder, zum Glück. Und so gibt es sicher auch Kinder, bei denen eben diese ruhigeren Sachen möglich sind.

Bei meinen….? Ähm nei…eher nöd. Vor allem nicht dann, wenn ich es gerne möchte. :) Mir hilft es aber sehr, an diesen Tagen grundsätzlich den Druck rauszunehmen von allen anderen To Dos. Es ist wirklich egal, wie die Wohnung aussieht, und am Abend, wenn sie schlafen, lass ich auch alles genau so, wie es eben ist. Für mein hochsensibles Ordnungshirni nicht immer einfach, aber die Entspannung hat nun oberste Priorität. Es gibt etwas Einfaches zum Znacht, vielleicht kocht auch jemand anderes (bei mir sowieso immer: mein Mann hat das Küchen-Ämtli #MentalLoad #AufteilungCareArbeit). Wir brauchen auch mehr Schlaf, also früh ins Bett.

Oder was wirklich auch eine super Idee ist: Die Kinder auch einfach mal von den Grosseltern, der Freundin oder dem Götti hüten lassen, ohne dabei zu einem Termin zu hetzen, sondern um Zuhause zu bleiben. Auf dem Sofa, mit einem Buch, Netflix…..einem Rohkakao (gesünder als Kaffee und reich an Magnesium).

Das schlechte Gewissen kann auch grad draussen bleiben, weil Selbstfürsorge ist wichtig. Weil wir nur nähren können, wenn wir selbst genährt sind und weil wir, um liebevoll zu begleiten, auch uns selbst liebevoll begleiten dürfen.

Autorin Lena Küenzi

Über die Autorin:
Lena Küenzi ist Sozialpädagogin und ganzheitlicher Coach für Frauengesundheit. In ihren 1:1 Coachings und Workshops begleitet sie Frauen zu den Themen Hochsensibilität, Mutterschaft und Frauengesundheit.

 

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