Von Blutsschwestern und Zyklusfreundschaften

Von Blutsschwestern und Zyklusfreundschaften

Von Susan Reznik (Text) & Silja Elsener (Illustration)

Ob mit der Mitbewohnerin, früher mit Mutter und Schwester, Partnerin oder mit einer Freundin, mit welcher ihr länger auf Reisen unterwegs seid: Plötzlich passen sich eure Menstruationszyklen an. Als würde die räumliche und emotionale Nähe auch euren Biorhythmus zusammenbringen. Auch schon erlebt?

Mythos des Zufalls oder doch irgendeine kosmische und energetische Verbindung von weiblicher Urkraft? Oder evolutionäres Wunder? Eines vorweg: Das weiss bis heute niemand ganz sicher und die Wissenschaft hat sehr unterschiedliche Meinungen dazu.

 

Die Vorreiterin

Eine Vorreiterin, welche dieser Frage in den 70er-Jahren auf den Grund ging, ist Marta McClintock. Bereits zehn Jahre zuvor, als sie noch Psychologiestudentin war, untersuchte sie an Mäusen die mögliche Steuerung des Eisprungs durch Pheromone. Pheromone, das sind sogenannte Sexuallockstoffe, welche unbewusst wahrgenommen werden. Natürlich lag es dann auch nahe zu untersuchen, ob dies auch Menschen betreffen könnte. Also untersuchte McClintock 1971 für ihre Hypothese der Perioden-Synchronisation 135 Studentinnen des Wellesley College in Massachusetts. Das Ergebnis ihrer Forschung: Die Zyklen von Mitbewohnerinnen synchronisierten sich stärker als diejenigen zwischen befreundeten Mädchen, die nicht zusammen wohnten.

Zu diesem Resultat kam McClintock, als Umfragen ergaben, dass Studentinnen nach der Sommersemesterpause in einem zeitlichen Abstand von sechseinhalb Tagen menstruierten. Während des Semesters, etwa sieben Monate nach den Ferien, waren es nur noch viereinhalb Tage Abstand. In der Kontrollgruppe, bestehend aus zufällig ausgewählten Frauen ohne Verbindung, blieb der Abstand von zehn Tagen konstant. Andere Stimmen in der Wissenschaft meinen jedoch, es handle sich bei dieser Beobachtung bloss um einen Zufall, der mathematisch bedingt ist.

 

Zufall oder nicht?

Im Verlaufe der letzten Jahrzehnte wurden zu diesem Thema verschiedenste Studien mit Frauen aus einem westafrikanischen Stamm durchgeführt, welche während ihrer Periode zusammen in Hütten leben. Auch mit lesbischen Paaren, sowie Sportlerinnen eines Basketballteams. Jedoch zeigten sich hier keine eindeutigen Ergebnisse auf einen Synchronisations-Effekt. Damit es wirklich genau erfasst werden könnte, müssten Frauen untersucht werden, die alle eine konstant gleiche Zykluslänge haben.

Wir finden, es spielt schlussendlich keine grosse Rolle, ob Zufall oder nicht. Sondern es ist viel wichtiger, wie wir die Zeit zusammen nutzen und uns gemeinsam verbinden können, wenn wir gleichzeitig menstruieren. Indem wir uns beispielsweise über unsere Periode austauschen und so nicht alleine damit sind. Oder mit viel gutem Soulfood und warmer Bettflasche einen Film zusammen anschauen. Mit wohligem Tee auf die Blutsfreundschaft anstossen und sich gegenseitig mit BLAUEN TRÄNEN die Bäuche einreiben. Nur schon zu wissen, dass wir nicht alleine sind mit unserer Periode, kann sehr heilend sein.

 

Blutsschwestern

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