PMS – P My ASS oder P My Power?

PMS – P My ASS oder P My Power?

Von Susan Reznik

Seit einigen Tagen bin ich unendlich müde und so schwermütig, dass es mich gefühlt mit dem Fahrrad unter den Asphaltboden reisst, als ich von der Arbeit nach Hause fahre. Das Wetter ist zu schön für einen Februartag und das Alpenleuchten, welches die Berner Oberländischen Berge in einer Mischung aus Rosa und Gold über den Dächern der Berner Altstadt erstrahlen lässt, erhellt meine Stimmung auch nicht.

Ich bin traurig und auch wütend auf mich, dass ich trotz all dem sichtbar Schönen gerade in Selbstmitleid versinke. Meine Brüste fühlen sich zudem an, als hätte da jemand gefühlte 20 Kilogramm Sandsäcke hinein implantiert und sowieso ist einfach alles zu viel.

Da schreibe ich also einen Text über PMS und stecke ironischerweise gerade selbst mittendrin. PMS, das Prämenstruelle Syndrom. Während gewissen Monaten betrifft es mich gar nicht und während anderen, da scheint es mir schier den Boden unter den Füssen wegzureissen. Ein paar Tage später bekomme ich meine Periode und damit verschwinden auch diese Zustände. 

 

Nicht nur einfach ein bisschen schlechte Laune

Tatsächlich sind ganz schön viele Menstruierende von PMS betroffen. Fast jede Frau litt schon einmal unter PMS-Symptomen und etwa 40% leiden monatlich an Symptomen, die auf PMS zurückzuführen sind. Ein Drittel fühlt sich im Alltagsleben durch PMS eingeschränkt und bei etwa fünf Prozent verursacht diese sogar eine dysphorische Störung, PMDS. Diese äussert sich durch schwere psychische Beschwerden. Hauptmerkmale davon sind Angstsymptome und starke depressive Verstimmungen in der zweiten Zyklushälfte. 

PMS tritt in der zweiten Zyklushälfte auf, also nach dem Eisprung und vor der Menstruation, und kann bloss wenige Tage oder auch schon mal volle zwei Wochen andauern. Mit dem Einsetzen der Menstruation bessern sich die Beschwerden. Die häufigsten Symptome dabei sind: Reizbarkeit, Angst, Akne, Hunger, Brustspannen, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Ödeme, Kopfschmerzen und depressive Verstimmungen. Doch PMS ist nicht gleich PMS. Mehr als 150 verschiedene Merkmale und Beschwerden sind unter PMS bekannt. Warum jedoch manche Frauen stärker davon betroffen sind und andere, bei identischer hormoneller Situation, weniger, wirft immer noch Fragen auf. 

Denn Spoiler Alert: Wie bei den meisten Beschwerden und Krankheitsbildern, die nur den weiblichen Teil der Gesellschaft betreffen, wurde PMS bis anhin noch nicht ausreichend erforscht und es ist nicht abschliessend klar, wodurch das Prämenstruelle Syndrom verursacht wird. Die wahrscheinlichste Theorie und der bisherige Forschungsstand erklären PMS so: Es entsteht durch ein Ungleichgewicht der weiblichen Hormone Östrogen und Progesteron. Progesteron wird in der zweiten Zyklushälfte gebildet, also vor dem Einsetzen der Menstruation. Auf dessen Abbauprodukte reagiert der weibliche Zyklus besonders empfindlich.

Zudem sind familiäre Veranlagung, die Wechselwirkung von Progesteron und Botenstoffen im Gehirn, Stress, Nikotin- und Alkoholkonsum, Schlaf- und Bewegungsmangel weitere Faktoren, die PMS begünstigen können. Herausgefunden wurde ausserdem, dass von PMS besonders betroffene Frauen einen reduzierten Serotoninspiegel haben und Medikamente mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI), die das Serotonin erhöhen, gelegentlich die Symptome von PMS lindern. So wird angenommen, dass ein Serotoninmangel an der Entstehung von PMS beteiligt ist.

 

Kein Mythos

Wir wissen jetzt also, dass PMS nicht nur ein Mythos ist. Jedoch wie mit vielen Problemen, die explizit nur den weiblichen Körper betreffen, wurde PMS bis jetzt in der Wissenschaft nicht so viel Beachtung geschenkt. Laut einem Artikel der Zeit lag der Fokus der Erforschung der Menstruation bis weit ins 20. Jahrhundert vor allem auf der Gebärfähigkeit, nicht aber auf dem Wohlbefinden von Frauen.

Im Artikel äussert sich die Neuropsychologin Beate Ditzen der Universität Heidelberg darüber, dass die Menstruation eigentlich für die medizinische Forschung ein Glücksfall sei. Denn am weiblichen Zyklus lasse sich bilderbuchartig der Zusammenhang zwischen Hormonen, Verhalten und Empfinden untersuchen. Trotzdem gibt es laut dem Publikationsportal “ResearchGate” fünfmal mehr veröffentlichte Studien zu Erektionsstörungen beim Mann als zum prämenstruellen Syndrom. Obwohl diese deutlich seltener vorkommen als PMS.

 

“Beruhig dich, hast du deine Tage?”

Leider wird PMS in unserer Gesellschaft nicht genug ernst genommen. Es ist Vorlage von 1000 Witzen und das Internet ist voll mit “lustigen” T-Shirts für Männer, die unter dem PMS ihrer Partnerin scheinbar schwer leiden müssen. Während in unserer Gesellschaft die Problematiken von PMS als Witzvorlage dienen, ist es für Betroffene gar kein Spass. Denn PMS ist ein reales Problem und eindeutig auf biologische Prozesse im weiblichen Körper zurückzuführen.

Doch PMS wird immer als etwas abgetan, das einfach da ist und mit dem wir, so gut es geht, klarkommen sollen. “Es ist eben einfach so”, lernen wir schon ganz früh. Und so trainieren wir uns an, die Symptome möglichst gut zu verstecken oder mit Medikamenten wegzudrücken. Denn wer hat schon Lust darauf, die Bestätigung von einer “zickigen, aggressiven, PMS-Trulla” zu sein, die ihr Umfeld terrorisiert, oder? – Stopp!

Du darfst dir erlauben, dich manchmal nicht gut zu fühlen, und vor allem darfst du dir die Zeit für dich selbst nehmen. Die Ruhe, das Herunterfahren, auf dich und deine Gefühle zu achten. Wir gestehen uns meist unser Bedürfnis nach Rückzug und Entspannung nicht ein oder haben Schuldgefühle, wenn wir an manchen Tagen weniger leisten können. Dabei sind deine Gefühle valide und kein hysterischer Humbug.

Wichtig auch: Deine Gedanken bist nicht du. Glaub deiner Intuition, aber nicht all deinen Gedanken. Die meisten Menschen sind sowieso zu sich selbst am gemeinsten und härtesten.

 

Du bist damit nicht alleine

Vorweg die schlechte Nachricht: Auch unsere Produkte können dein PMS nicht wegzaubern. Auch wenn auch wir schon öfters in der Situation waren, in der wir nach einem Elixier lechzten, welches uns mit einem Schluck alles Mühsame von PMS einfach nimmt. Was unsere Produkte aber können: Dich möglichst gut in dieser Zeit zu unterstützen und die Symptome zu lindern.

Und die gute Nachricht ist: Wir können lernen, mit PMS zu leben. Dies, indem wir unseren Zyklus gut beobachten und kennenlernen. Auf unseren Körper achten und uns die Ruhe vor der Periode auch erlauben. Ändere für dich das Narrativ von “es ist einfach so” und höre deinem Körper zu. Du darfst mit deinem Zyklus leben und vor allem: Du bist damit nicht allein!

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