Der Herbstputz vor der Periode
Von Susan Reznik (Text) & Silja Elsener (Illustration)
Viele Menstruierende berichten davon, während der Lutealphase, also in den letzten ein bis zwei Wochen vor der Periode, plötzlich den Drang zu verspüren, aufzuräumen oder gar regelrecht in einen Putzfimmel zu verfallen. Wenn für dich aufräumen, wie für mich, ein Fremdwort ist: Das Ausmisten und Aufräumen bezieht sich natürlich nicht nur auf deine vier Wände, sondern kann sich auch auf das innere Aufräumen übertragen lassen.
Laut der Vier-Jahreszeiten-Theorie, wird der weiblichen Zyklus in die vier Phasen von Winter (Menstruation), Frühling (Follikelphase), Sommer (Ovulationsphase) und Herbst (Lutealphase) eingeteilt. Aus dieser ganzheitlichen Sicht heraus entspricht die unmittelbare Phase vor der Menstruation dem Herbst. In der traditionellen chinesischen Medizin wird diese Zeit zudem dem Element Metall zugeordnet.
Die Herbstphase
Der Herbst steht für die Zeit des Alters. Man trennt sich von Altem, um Platz für Neues zu schaffen. Alles Überflüssige wird losgelassen. Das Element Metall steht unter anderem für Klarheit, Intuition, Mut und Ablösung. Wir können genau diese Phase im Monat also dazu nutzen, um uns mit unseren Gewohnheiten, Mustern und unserem aktuellen Befinden auseinanderzusetzen.
Steht die Herbstphase an, kannst du dir beispielsweise einen ruhigen Moment aussuchen, um bewusst den vergangenen Monat Revue passieren zu lassen und zu reflektieren. Du kannst aufschreiben, was dir gut getan hat, was gut gelaufen ist, dir Zufriedenheit bescherte oder dich glücklich machte. Aber eben auch was dir nicht so gut getan hat, womit du zurzeit unzufrieden bist, was dir Energie raubte und was du gerne im nächsten Monat anders machen würdest. Dabei kannst du dir folgende Fragen stellen:
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Was muss weg?
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Was soll bleiben?
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Was muss ich ändern, damit ich zufriedener bin?
Die Zeit des Neubeginns
Die Menstruation selbst wird als reinigende Zeit und als Beginn des neuen Zyklus gesehen. Somit macht es schon alleine symbolisch Sinn, sich vor der Periode von alten Sachen zu trennen und bei sich aufzuräumen: sei es materieller Natur, denn Ordnung im Äusseren schafft auch Ordnung im Inneren, oder eben von Dingen, welche uns in diesem Zyklus gestört haben. Wir können dann im nächsten Monat versuchen, diese anders anzugehen. (Wichtig: Bleib bitte geduldig und lieb zu dir selbst, denn gewisse Dinge ändern sich natürlich nicht einfach von heute auf morgen.)
Uns bei PERIOD. ist in Gesprächen untereinander schon aufgefallen, dass wir besonders starke PMS-Symptome und Unzufriedenheit verspüren, wenn wir im aktuellen Zyklus zu wenig auf unsere Grenzen geachtet haben, beispielsweise uns zu viel vorgenommen haben, zu viel ‘Ja’ gesagt haben und somit auch zu stark über unsere körperlichen und psychischen Bedürfnisse hinweg gehört haben.
Der Herbstputz vor der Periode
Starke Intuition
Die Herbstphase ist auch die Zeit, in der unsere Intuition am stärksten ist. Du spürst dich selbst, deine Bedürfnisse und deine innersten Wünsche viel besser. Mit jedem Zyklus lernst du immer mehr, diese innere Stimme wieder hören zu können und ihr zu vertrauen. Und vielleicht ist dir auch schon aufgefallen, dass du in dieser Zeit die grösste Kritikerin deiner selbst bist. Diesen Zustand kannst du für dich positiv nutzen, indem du schonungslos belastende Bereiche und Situationen benennst und deren Veränderung anpackst. Dein Zyklus als Spiegel deiner Seele.
Deinen Zyklus also als Chance zu nehmen, um jeden Monat aufs Neue mit einem Ritual innen und aussen aufzuräumen, ist ein schöner Gedanke. Aber vergiss bitte nicht: Du bist genug wie du bist! Es geht hier nicht um stetige Selbstoptimierung, sondern der Herbstputz kann dir als Möglichkeit dienen, dich von Mustern und Dingen zu verabschieden, die dir nicht gut tun und die du anders angehen möchtest. Und jeder Zyklus als Chance für einen Neuanfang.