Ayurveda für Periode und Menstruation: Vata, Pitta und Kapha

Nutze die Macht von Vata, Pitta und Kapha

Der ayurvedische Weg zu mehr Gesundheit besteht aus zwei einfachen Schritten:
1. Weniger tun
2. Mehr sein

– Shubra Krishan

Wann war dein letzter Powertag, an welchem du vor Energie gestrotzt hast? Ohne zu zögern hast du neue Projekte angepackt, deine Laufrunde verlängert und am Abend auch noch die Hausarbeit mit links erledigt.

Erinnerst du dich auch noch an den letzten Tag, an welchem du trotz genügend Schlaf kaum aus dem Bett gekommen bist? Auch kleine Aufgaben fühlten sich an wie eine Bürde. Allein der Gedanke an Gesellschaft liess dich innerlich aufseufzen und am liebsten hättest du dich einfach vor allem versteckt.

Ernährung, erholsamer Schlaf, dein persönliches Wohlbefinden sowie dein aktuelles Stresslevel haben einen grossen Einfluss darauf, wie es dir geht und wie viel Kraft du besitzt.

Doch über all diesen Kriterien steht ein grosser Faktor, welcher dich prägt: Dein Menstruationszyklus.

Er beeinflusst deinen Körper und dein Sein, er formt dein Leben.

 

Ayurveda ist eine über 5000 Jahre alte indische Wissenschaft, die sich mit Körper, Geist und Seele auseinandersetzt.

Für die westliche Medizin ist der weibliche Zyklus allein aus biologischer Sicht interessant.

Ayurveda geht einen Schritt weiter. Es erklärt nicht nur, wie die Zyklusphasen deinen Körper verändern, sondern auch wofür die Phasen stehen und wie sich dies in deiner Psyche widerspiegelt.

Deine Grundkonstitution (dazu später mehr) kann beispielsweise dafür verantwortlich sein, dass du stärker von PMS betroffen bist. Auch kann es sein, dass du in einer bestimmten Zyklusphase richtig aufblühst, weil dein Dosha (Grundkonstitution) gestärkt wird.

Wenn du weisst und verstehst, in welcher Zyklusphase du dich befindest, kannst du deinen Körper stärken und unterstützen. Es ist auch leichter mit energielosen, nervösen und unstimmigen Tagen umzugehen. Du kannst deine innere Gefühlswelt besser einordnen und sogar zu deinem Vorteil nutzen.

 

In diesem Beitrag erfährst du:

  • Was Ayurveda ist
  • Wie die Zyklusphasen mit Ayurveda zusammenhängen
  • Wie du dieses Wissen für dich nutzen kannst

 

1 Was ist Ayurveda?

‚Ayu’ bedeutet im Sanskrit Leben. ‚Veda‘ steht für Wissen. Ayurveda ist somit das Wissen des Lebens. Indische Ärzte haben vor 5000 Jahren begonnen, in den alten vedischen Schriften festzuhalten, wie die Gesundheit erhalten werden kann.

Ayurveda hat einen ganzheitlichen Anspruch. Gesundheit wird immer unter physischen, mentalen, emotionalen und auch spirituellen Aspekten betrachtet.

Deshalb sind die Pfeiler, auf welche die ayurvedische Medizin aufbaut, ebenso breit gestreut:

  • Durch die Ernährung sollen die individuellen Konstitutionstypen ins Gleichgewicht gebracht werden.
  • Der Lebensrhythmus mit Gewohnheiten und Routinen wird Tages-, Jahres- und Lebensphasen angepasst.
  • Das Bewusstsein wird gestärkt durch Meditation, Yoga und Atemübungen.
  • Heilpflanzen und Mineralien stärken den Körper und unterstützen die Selbstheilung.
  • Reinigende Rituale wie Entgiftung, Ölmassagen und Ölziehen werden regelmässig durchgeführt.
  • Sämtlichen Sinnen wird eine grosse Rolle zugesprochen. Sie werden mit Geschmacksrichtungen, Farben und Klängen angeregt und gefördert. 

Das ayurvedische Weltbild setzt sich aus den 3 grundlegenden Kräften der Natur zusammen, welche Doshas genannt werden: Vata, Pitta und Kapha.

Vata enthält die Elemente Luft und Raum. Vata ist das Prinzip der Bewegung. Atmung, Herzschlag oder auch die Bewegung im Verdauungstrakt sind körperliche Ausprägungen. Menschen mit der Grundkonstitution Vata sind offen, kreativ, kommunikativ, flatterhaft und unbeständig.

Pitta enthält Feuer und Wasser. Pitta ist das Prinzip der Umwandlung. Die Verdauung oder die Verarbeitung von Informationen und Erlebnissen steht für Pitta. Charakterliche Eigenschaften von Pitta sind Ehrgeiz, Wissbegier, Analytik, Aggression und Wut.

Kapha enthält Wasser und Erde. Kapha ist das Prinzip der Struktur. Es ist verantwortlich für Aufbau und Struktur des Körpergewebes. Im Charakter zeigt sich Kapha durch Ruhe, Ausgeglichenheit, Fürsorglichkeit und Gemütlichkeit.

Jeder Mensch ist einzigartig. Alle drei Doshas sind in jedem einzelnen vorhanden, doch in welcher Ausprägung, ist ganz individuell. Oft dominiert ein Dosha, doch es gibt auch Mischtypen. Diese Grundkonstitution ist von Geburt an gegeben und bestimmt Persönlichkeit, Verhalten und sogar das Aussehen.

Gesundheit bedeutet in der ayurvedischen Lehre, dass die Doshas ausgeglichen sind. Dies ist der Fall, wenn du dein Leben nach deinen Bedürfnissen ausrichtest.

Alles in der Natur ist zyklisch, jeder Zyklusphase ist ein Dosha zugeteilt. Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Aufnehmen und Abgeben. Einatmen und Ausatmen. Auf die Welt kommen und sie verlassen.

Und eben auch die Follikel- und Lutealphase des weiblichen Zyklus.

 

 

2 Was hat Ayurveda mit dem Zyklus zu tun?

Der menstruelle Zyklus dauert im Durchschnitt 28 Tage. Er wird ab dem ersten Tag der Regelblutung gezählt und endet am letzten Tag vor der nächsten Regelblutung.

Die erste Zyklushälfte wird die Follikelphase genannt. Ein Ei reift heran und produziert immer mehr Östrogen.

Mit dem Eisprung beginnt die zweite Zyklushälfte, die Lutealphase. Nun steigt der Progesteronspiegel an. Wird das Ei nicht befruchtet, sinkt der Progesteronspiegel wieder und die Regelblutung leitet einen neuen Zyklus ein.

 

Die Regelblutung ist die Zeit der Reinigung und ist von Vata geprägt. Die Gebärmutter zieht sich zusammen und stösst das alte Gewebe ab.

Ist Vata in dir bereits vorher im Ungleichgewicht, kann es sein, dass du in dieser Zeit verstärkt an Schmerzen und Verstopfung leidest. Das luftige Element von Vata kannst du auch auf emotionaler Ebene wahrnehmen. Denke an das Sprichwort ‚durch den Wind sein.‘.

Die Reinigung betrifft nicht nur den Körper. Es ist typisch für diese Phase, dass du empfindsamer und emotionaler bist. Viele Frauen verspüren das Bedürfnis, für sich zu sein, ihren Blick nach innen zu richten. Auch die Gedanken sind durch das Vata in Bewegung, Kreativität und Ideenreichtum sind typisch für die Phase der Regelblutung.

 

Zwischen der Menstruation und bis zum Eisprung herrscht Kapha vor. Die Schleimhaut baut sich wieder auf und die Eibläschen reifen heran.

Ist Kapha schon vorher im Ungleichgewicht, kann es sein, dass du dich in der Follikelphase schwer und schlapp fühlst.

Die Kapha-Phase steht für Erneuerung und Aufbau. Den kreativen Ideen aus der Vata-Phase kannst du nun Form verleihen.

 

Mit dem Eisprung ist die Pitta-Phase erreicht. Dein inneres Feuer brennt. Du fühlst dich attraktiv, weiblich, bist selbstsicher und kommunikativ.

Die Planung der Idee ist abgeschlossen, es ist die Zeit des Handelns, der Umsetzung.

Ist Pitta in dir im Ungleichgewicht, kann es sein, dass du in der Zeit der Lutealphase unter Zwischenblutungen, Hitzewallungen, rotem Gesicht oder Akne leidest.

 

Die Lutealphase ist von Vata und Pitta geprägt.

Der Östrogenspiegel sinkt, das Progesteron steigt, ebenso gehen die beiden Doshas ineinander über. Das aktive Pitta wird zu einem ruhigeren Vata. Der Körper signalisiert dies oft mit seinem Bedürfnis nach Rückzug.

Wenn in dir als Ausprägung viel Pitta vorhanden ist, kann es sein, dass dir der Übergang von der Lutealphase in die Regelblutung besonders schwerfällt und du an den typischen Symptomen von PMS leidest.

 

3 Wie kannst du dieses Wissen für dich nutzen?

Lies die Signale deines Körpers und lerne ihn besser kennen. Verschiedene Zyklusstörungen können auf ein Ungleichgewicht deiner Grundkonstitution hinweisen. Deinen Körper mit Ayurveda zu unterstützen, ist weder aufwendig noch kompliziert. Es sind kleine und einfache Rituale im Alltag, die dich wieder in Balance bringen.

 

Scheidentrockenheit, ein unregelmässiger Zyklus, Krämpfe und Schmerzen können auf das Vata-Dosha zurückgeführt werden.

Dem kalten, trockenen und unsteten Vata kannst du mit Wärme, Ruhe und Erdung entgegenwirken:

Intuitiv verlangt dein Körper meist schon danach. Kuschel dich mit einer Wärmflasche ein. Vermeide kalte Speisen und schwer verdauliche Rohkost. Dein Körper benötigt warme, sättigende Speisen; ein Porridge oder Eintopf aus Wurzelgemüse sind ideal. Balanceübungen aus der Yogapraxis helfen dir, dich zu erden. Ölmassagen (besonders geeignet ist Sesamöl) lockern deine Verkrampfungen und wärmen dich zusätzlich.

 

Rote Haut, Hausausschläge, Akne, Durchfall, sehr starke Menstruation und Zwischenblutungen weisen auf das Pitta-Dosha hin. 

Wenn das feurige Pitta zu stark in dir brennt, hilft Erdung und Kühlung. Versuche Koffein und Zucker in dieser Zeit zu meiden, sie feuern dein Pitta nur unnötig an. Mach bewusst Pause, am besten mit einem Spaziergang im Grünen. Atemübungen und Meditation holen dich wieder ins Jetzt zurück, wenn du vor lauter Pitta davonpreschen willst. Verzichte nicht auf Schlaf, auch mit viel Pitta benötigt dein Körper Erholung. Vielleicht hilft es dir, als Abendritual Tagebuch zu schreiben und so mit deinem Tag abzuschliessen.

 

Schweregefühl, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, spannende und schmerzende Brüste, sowie Erkältungsanfälligkeit beruhen auf dem Kapha-Dosha.

Um nicht im Kapha zu erstarren, benötigt dein Körper Aktivierung und Unterstützung beim Entgiften.

Leichte und würzige Speisen sind ideal. Vermeide salzig und fettige Speisen und generell gilt in dieser Zeit, möglichst nichts zwischen den Mahlzeiten zu essen. Raffe dich auf für eine schweisstreibende Sporteinheit, egal ob Laufen oder Pilates. Unterstütze deinen Körper mit viel warmem Wasser oder Tee. Ölziehen, Zungenschaben oder Trockenbürsten sind eine ideale Ergänzung für deine Morgenroutine, um deinen Stoffwechsel richtig anzukurbeln.

 

Beobachte dich, dein Energielevel, deine Bedürfnisse während deines Zyklus. Halte dies am besten schriftlich fest, in deinem Tagebuch oder in einer Notizapp. Je mehr du dich selbst kennst, desto besser kannst du dies nutzen.

Erzwinge nicht im falschen Moment etwas, das nicht passt. Dies ist wie flussaufwärts schwimmen zu wollen. Es funktioniert für eine kurze Zeit, ist aber unendlich anstrengender, als sich mit der Strömung treiben zu lassen.

 

Vielleicht stellst du fest, dass dir in einer gewissen Phase bestimmte Dinge leichter fallen als in anderen.

Plane wann immer du kannst deine Termine so, dass sie mit deiner inneren Uhr übereinstimmen.

Nutze die Vata-Zeit (Regelblutung) für Brainstorming, forme Ideen und lebe deine Kreativität aus.

Plane in der Kapha-Zeit (Follikelphase ) und bereite alles vor, was du für die Umsetzung benötigst.

Nutze den Energieschub der Pitta-Zeit (Lutealphase) und setze deinen Plan um, setze Präsentationen und wichtige Gespräche in diese Phase der Extrovertiertheit und Selbstsicherheit.

Wenn du dich auf die Prinzipien der 3 Doshas in deinem Zyklus achtest, findest du wieder in deine innere Kraft. Beobachte deinen Zyklus, deine Bedürfnisse und lebe dank Ayurveda ein Leben in der Balance deiner Grundkonstitution.

 

Über die Autorin:

Corinne Tolotto ist zertifizierter Ordnungscoach bringt ihren Kundinnen durch Lagom mehr Struktur, Leichtigkeit und Freude in ihr Leben. Auf ihrem Blog schreibt sie über Aufräumen, Nachhaltigkeit und Produktivität.

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2 Kommentare

Danke Bettina, das ist eine sehr gute Frage! Mischformen aus zwei oder mehreren Doshas gibt es relativ häufig. Welche Ayurveda-Tipps in diesem Fall für dich besonders nützlich sind, hängt vor allem von der Ausprägung und Gewichtung der Doshas ab. Am besten konzentrierst du dich zuerst auf die Empfehlungen zum dominierenden Dosha bzw. zum vorherrschenden PMS-Symptom. Für eine persönliche Unterstützung rate ich dir, dich an eine Ayurveda-Therapeutin zu wenden. Herzlich, Céline

Céline

Der Artikel ist prinzipiell ok. Doch leider fehlt mir hier, wie bei vielen anderen Ausführungen, der Tipp bezüglich der Vermischung aller Doshas.Ich z.B.habe ich von allen dreien PMS Symptome, wie kann man dies denn ayurvedisch betrachten und lösen? Vielen Dank

BETTINA

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